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Mangelnder Gesundheitsschutz, Isolation und kein Lohn – Brandenburger und Berliner Beratungsstellen unterstützen 15 rumänische Erntehelfer*innen im Spreewald
Aufgrund schlechter Arbeits- und Hygienebedingungen verließen 15 rumänischen Erntehelfer*innen am gestrigen Donnerstag einen Spargelhof im Spreewald. Sie wurden vor Ort von Berater*innen der Fachstelle Migration und Gute Arbeit Brandenburg sowie des Berliner Beratungszentrums für Migration und Gute Arbeit BEMA unterstützt.
Die Männer und Frauen durften den Hof in den vergangenen 14 Tage außer für die Arbeit auf den Feldern aufgrund der Quarantänevorgaben nicht verlassen. Sie hatten sich wegen hohen Akkordvorgaben und Lohnabzügen beim Arbeitgeber beschwert. Unter anderem beklagen sie, dass ihnen die Flugkosten in Höhe von 300 Euro vom Lohn abgezogen werden sollen. Sie berichteten zudem von unzureichendem Gesundheitsschutz für die Beschäftigten. So habe es auf dem Feld keine Möglichkeiten zum Händewaschen gegeben, auch nicht vor dem täglichen Mittagessen, welches ebenfalls auf dem Feld eingenommen wurde. Desinfektionsmittel standen lediglich in der Unterkunft zur Verfügung. Sie hatten keine Möglichkeit, selbst Lebensmittel zu kaufen, da sie das Betriebsgelände nicht verlassen durften. Ihren Lohn haben sie noch nicht ausbezahlt bekommen. Die Arbeiter*innen kontaktierten schließlich die rumänische Botschaft, welche ihrerseits den Zoll sowie das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit um Überprüfung des Arbeitgebers bat.
„Der Fall macht deutlich, dass Arbeitsrechte und Gesundheitsschutz aktuell auf der Strecke bleiben. Es ist problematisch, dass die Arbeiter*innen derart abhängig sind von ihrem Arbeitgeber sind, nämlich bei Unterkunft, Verpflegung, Gesundheit sowie Ein- und Ausreise. Wenn sie kündigen wollen – z.B. aufgrund von schlechten Arbeits- oder Unterkunftsbedingungen – haben sie kaum eine Möglichkeit vom Betriebsgelände wegzukommen und in ihre Heimatländer zu gelangen“, kritisiert der Leiter des Fachbereichs Migration und Gute Arbeit bei ARBEIT UND LEBEN DGB-VHS Berlin-Brandenburg, Dr. Philipp Schwertmann.
Dirk Kuske, stellvertretender Regionalleiter der IG BAU Berlin-Brandenburg betont, dass die Saisonarbeiter*innen Zugang zu Informationen und Gewerkschaften haben müssten. „Die Arbeiter*innen werden vollkommen isoliert und haben keinen Kontakt zur Außenwelt außer durch den Arbeitgeber. Hier muss die Politik gewährleisten, dass der Zugang zu muttersprachlichen Informationen und Gewerkschaften ermöglicht wird“, sagt Kuske.
„Die Sicherstellung der Ernte und damit die Versorgung der Bevölkerung liegt natürlich auch den Gewerkschaften am Herzen. Gerade in der angespannten Lage darf aber nicht der geringste Zweifel entstehen, dass Arbeits- und Sozialstandards eingehalten werden. So ist es gerade jetzt wichtig, dass die Arbeitsschutzbehörden personell und organisatorisch so aufgestellt werden, dass sie die gesetzlichen Vorgaben in den Betrieben wirksam kontrollieren und durchsetzen können“, sagt Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Berlin-Brandenburg
Insgesamt bestätigt sich der Eindruck, dass die im Konzept von BMI und BMEL zur Einreise von Saisonarbeitskräften festgelegten Maßnahmen zwar den Infektionsschutz der deutschen Bevölkerung im Blick haben, Arbeitsrechte und Gesundheitsschutz der Arbeiter*innen aber deutlich zu kurz kommen.
Aktuell bemüht sich das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, den Männern und Frauen eine neue Beschäftigung in der Landwirtschaft zu vermitteln.
Die Fachstelle und das BEMA unterstützen zugewanderte Menschen und mobile Arbeit-nehmer*innen dabei, ihre Arbeits- und Sozialrechte wahrzunehmen – durch Beratung, Bildung und Sensibilisierung. Die Fachstelle Migration und Gute Arbeit Brandenburg wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg gefördert. Das BEMA wird finanziert durch die Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales.
PM Mangelnder Gesundheitsschutz